Gib her – wie dein Hund dir freiwillig seine „Beute“ überlässt

Von Anfang an, sollte der Hund lernen, dass wir Menschen manchmal Anspruch auf sein Futter oder Spielzeug erheben. Das ist wichtig, weil der kleine Scheißer ja vielleicht mal etwas im Maul hat, woran er sich verletzen könnte.

Bei wildlebenden Hunden oder Wölfen kommt es normalerweise nur in Zeiten größter Not vor, dass den Welpen oder Junghunden ihre Beute von anderen Rudelmitgliedern streitig gemacht wird. Immerhin steht die Welpenaufzucht für das gesamte Rudel im Mittelpunkt. Alle schleppen Futter herbei um die Kleinen zu versorgen. Keiner würde auf die Idee kommen, es den Welpen wieder wegzunehmen. Nur wir Menschen tun das, und wundern uns, warum die Vierbeiner ihre Beute (dazu zählt bei Hunden auch Spielzeug oder ein vermeintlich banales Stöckchen) zum Teil so vehement verteidigen.

Bei Hunden gilt so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz: „Was man hat, das hat man und keiner nimmt es einem weg“. Deshalb ist es für unsere Welpen und auch erwachsenen Hunde völlig unverständlich, warum wir ihnen „Beute“ wegnehmen, mit der wir selbst sowieso nichts anfangen können. Die alte Regel: „Der Mensch ist nur dann über seinen Hund dominant, wenn er ihm alles wegnehmen kann“, ist inzwischen laut moderner Forschung überholt. Seinem Hund zu jederzeit alles wegnehmen zu können hat also weniger mit Dominanz als mit Vertrauen zu tun. Unsere Welpen sollen vielmehr lernen: „Auch wenn Menschen manchmal meine „Beute“ haben wollen, ich werde trotzdem satt und brauche keinen Hunger zu fürchten.“

Bringe  also deinem jungen Hund bei, dass er dir jederzeit alles vertrauensvoll überlassen kann und vor allem, dass er davon KEINEN Nachteil hat. Damit meine ich, dass du deinen Hund nicht anschreist, und/oder ihm grob seine „Beute“ aus dem Maul reißt, sondern ihn langsam daran gewöhnst, dir auf ein Signal alles herzugeben, was er im Maul hat oder womit er sich gerade beschäftigt.

 

3 Übungen, bei denen dein Hund lernt, dir zu vertrauen

  1. Während dein Hund aus seinem Napf frisst, legst du am besten schweigend ein paar ganz besondere Happen dazu (z.B. Käse oder Wurst). Wenn dein Welpe nach einiger Zeit freudig von seinem Napf weicht, wenn du heran kommst, hast du alles richtig gemacht. Er hat gelernt, dass es kein Nachteil ist, wenn er frisst und jemand kommt in seine Nähe. Diese Übung ist besonders sinnvoll bei Haushalten mit Kindern.

  1. Spiele mit dem Hund mit seinem Lieblingsspielzeug. Wenn er das Teil fest im Maul hat, hälst du ihm ein ganz besonderes Leckerlie direkt vor die Nase. In dem Moment, in dem der Hund, das Futter nehmen will, lässt er das Spielzeug fallen. Jetzt sagst du am besten zeitgleich und leise „Aus“ und gibst deinem Hund die Futterbelohnung. Dann nimmst du das Spielzeug kurz in die Hand, schaust es dir ganz interessiert an und gibst es deinem Welpen zurück!

  1. Übe die Übung 2. nun auch mit einem großen und harten Futterstück, wie z.B. einem Knochen (roh) oder einem Schweineohr oder Ochsenziemer. Es ist wichtig, dass der Hund das Futter nicht mit einem Biss verschlingen kann. Nur so hast du genug Zeit, ihm ein Leckerlie vor die Nase zu halten und zu „tauschen“. Der Hund wird lernen: Wenn ich meine „Beute“ loslasse, bekomme ich ein ganz besonderen Happen und meine Beute sogar wieder zurück.

Hat dein Hund dann einmal tatsächlich etwas im Maul, was du ihm nicht zurück geben kannst oder möchtet, wird er es trotzdem verkraften ohne das euer Vertrauensverhältnis gestört wird.

Tauschen anstatt Wegnehmen ist das Prinzip!